Ein Riss mitten durch mich hindurch

Der Podcast endlich. Wir reden über den Tod hat eigentlich einen eigenen Beitrag hier verdient. Aber in der Jänner-Folge des Podcasts hat ein Zitat von Paul Ludwig Landsberg besonders bei mir nachgehallt.

„In der Liebe formt sich durch Teilhabe sozusagen ein neues Wesen, ein Bund, nicht ich, nicht du, sondern ein Wir. Beide Personen sind zugleich in einer neuen Gesamtperson miteinander verbunden. Wenn nun der geliebte Mensch stirbt, geht der Riss und die Berührung des Todes, in dem das Wir zerreißt, mitten durch mich hindurch, insofern ich dieses Wir bin. Ich sterbe mit. Hier gewinnt der Satz, den Menschen sagen, dass mit dem Anderen ein Teil von ihnen selbst mitgestorben ist, seine eigentliche Wahrheit und Tiefe.“

Paul Ludwig Landsberg: Die Erfahrung des Todes. Ursprünglich erschienen auf Französisch, 1937.

Trauer im Zitat: Joachim Meyerhoff. Schauspieler und Autor

Joachim Meyerhoff hat einige wunderbare, sehr empfehlenswerte autobiographische Bücher geschrieben. Die große Zuneigung zu den Menschen in seinem Umfeld, seiner Familie, ist in jedem seiner Worte zu spüren. Besonders dann (aber bei weitem nicht nur), wenn sie für immer gehen. Zu seinem Umgang mit Trauer habe ich folgendes inspirierende Zitat gefunden, in dem ich mich mehr als wiederfinden kann.

"Ich habe mich eigentlich sehr früh entschieden, diesen Tod nicht zu akzeptieren, in dem Sinne, dass einem gesagt wird: Es gibt eine Zeit der Trauerarbeit, und dann muss man sich damit abfinden. Ich habe mich dann entschlossen, diese Trauer nicht anzunehmen, sondern zu sagen: Ich will diesen Bruder immer bei mir haben."

Quelle: Ö1 online Beitrag: Alle Toten fliegen hoch. Romandebüt von Schauspieler Joachim Meyerhoffe. 22.05.2011 Online unter http://oe1.orf.at/artikel/277438